Donnerstag, 14. Juli 2011

Vampire Heute: Ein Biss ins Gras



Fulminanz, Twilight, warum?  

Ja warum eigentlich? warum heute noch auf einem Thema wie Twilight rumhacken?

Irgendwie kann ich mir das selbst nicht so richtig beantworten. Vielleicht weil Vampire nachwievor nicht glitzern sollten, vielleicht auch nur weil Twilight einfach doof ist. Vielleicht weil es immer einfacher ist über etwas zu meckern als irgendetwas Kontroverses in den Himmel zu loben.

Es mag für den konservativen Leser bequemer wirken, wenn sich ein Autor immer und immer wieder schmachtend auf dieselben Dinge bezieht. 
Aber für einen Schriftsteller ist es die Hölle. Insbesondere, dann wenn das umschmachtete Objekt im Grunde eigentlich gar nicht genug Tiefe besitzt, um sich intensiver damit auseinanderzusetzen. 
Irgendwo in Amerika soll es aber tatsächlich Schreiberlinge geben, die sich in aller Ektase genau solchen Sinnlosigkeiten widmen. Da sollen sich die Beschreibungen gewöhnlicher unwesentlicher Begebenheiten und Gedanken über ganze Kapitel hinweg ziehen. Die Formulierung „er oder sie machte sich Gedanken über dies und jenes“ ist schließlich auch schrecklich unkompliziert und überhaupt nicht kreativ, und vor allem ist es mit ihr eben auch viel schwerer möglich ganze Seiten zu füllen. Seiten, die man doch braucht, um am Ende das Limit zu erreichen, ab dem ein Verlag von diesen hässlichen, gummiartigen Softcovern absieht und das handlungsfreie Dichtverbrechen in eine dieser eleganten, fulminanten, eklatanten, süffisanten, extravaganten Hardcovervarianten steckt. Manche Autoren (aktuell wieder mehr) sind davon überzeugt, intensive Beschreibung und ewige Schmachterei tritt in allen anderen Büchern als nervtötend auf… AUßER in ihren. Es handelt sich schließlich um diesen Ring oder um den Vampir. Nicht um den schmalzigen, gutaussehenden Nosferatu, den sich der Leser noch kurz darauf in Band siebzehn, einer sich ewig fortsetzenden in allen vier Regalen der Buchhandlung mit der Aufschrift „Romantik und Fantasy“ dominanten Buchreihe, hat schildern lassen. Nein dieses Mal handelt es sich wirklich um den richtigen Vampir. Naja gut, irgendwie ist der aber auch gutaussehend, und irgendwie hab ich das jetzt auch schon mehr als einmal lesen müssen, obwohl ich auch erst eine Seite dieses „revolutionären Werkes der modernen Romantik“(wie es auf der Rückseite heißt) hinter mich gebracht habe. Moderner Naturalismus wäre ein passenderer Begriff, der einen Leser zumindest einmal darauf vorbereiten würde, was ihn erwartet. Naturalismus: „erwarte nichts und du wirst positiv überrascht“. Und irgendwie kann ich auch nicht so ganz verstehen, was genau an diesem Buch jetzt so revolutionär sein soll. Es sei den revolutionär fungiert neuerdings als Synonym für „Prädikat: unerheblich“. Vielleicht ist das Ganze auch eine intelligente Satire. In diesem Fall wäre natürlich alle Anschuldigung unbegründet. Vielleicht ist alles was in diesen vier Regalen steht Satire. Vielleicht halte ich gerade das einzige Buch in der Hand, das es mit seinem Inhalt auch wirklich ernst meint. Eine Satire der Satire. Eigentlich ist das auch die einzige plausible Erklärung die mir beim Wort „Revolutionär“ in den Sinn kommt.

Verlasse ich die Buchhandlung also schwer beladen mit sämtlichen Folianten die noch irgendwie farblich zu den neuen Schuhen in meiner Tüte passen.
Ich will ja nichts verpassen, und überhaupt bin ich schon wieder leicht genervt weil Band X von Reihe Y einfach unauffindbar war. Ich will das jetzt haben und nicht morgen noch mal wieder kommen müssen… zumindest nicht wegen dem Buch.
Sieg für die Vernunft.   



Vampyre: Der Tragödie erster Teil.

Die Frage nach der Ursache des gewaltigen Vampir-Booms unserer Tage führte uns zu einer verlassenen und zwielichtigen Gegend, dem sogenannten „Black Forks“, in dem uns eine wirklich einzigartige Person über sein Leben berichten möchte. Sein Name ist Eduardo Meyer, ein ‚wahrhaftiger’ Vampir, wie er sich selbst nur zu gern bezeichnet. Dem Vampirkult ist er schon längst unterwürfig geworden, doch behauptet er – er ist sogar fest davon überzeugt – kein Mensch mehr zu sein, sondern ein untotes, blutdürstiges Wesen der Dunkelheit.

 „Wahrhaftig bin ich wohl der wahrhaftigste Vampir, den Sie jemals zu Gesicht bekommen werden Madame, oder sehen Sie nicht die frisch gefeilten, glänzend gelben und verbrauchten Eckzähne, die wie Gräber aus meinen Zahnfleisch schießen? Oh ja, ich achte sehr auf die Zahnunpflege meiner Zähne, so will ich doch kein schnöseliger Pseudovampir sein, der seine Plastikhauer mit Blütenhonig einreibt, um sie zum Glänzen zu bringen.“

Was hat Sie dazu bewegt ein Vampir zu werden, Mister?

„So reden Sie doch keinen Firlefanz – immer diese besserwisserischen Journalisten, die sich ihr Wissen aus den freien Enzyklopädien des Internets beschaffen und die verfluchten Quellen nicht überprüfen. Mich hat nichts dazu bewegt ein Vampir zu werden, das Leben hat mich zu einem gemacht. Wohl wurde ich schon mit dem Keim der goldenen Krankheit geboren, bemerkte mein Glück jedoch erst vor wenigen Jahren, grad als ich in dieser bunten Illustrierten las, wie sich ein bleicherer, nicht gut aussehender Mann zur Schau gestellt hat - für irgendeinen Kinderfilm namens Abendbrot.“

Wie ist Ihr Alttagsleben beschaffen? Gibt es als Vampir irgendwelche großen Umstellungen?

„Ich trinke Tierblut mit dem Strohhalm aus abgefüllten Kunststofftüten und traue mich nicht mehr ins Sonnenlicht, weil meine Haut sonst allergisch mit glitzerndem Staub darauf reagiert, aber ansonsten läuft alles wie gewohnt. Ich schaue mir jeden Montag Abend zur besten Filmzeit ‚Vampire Diaries’ an, um mein Gemüt zu belustigen und wenn dann die zwölfte Stunde schlägt, fahre ich mit meinen gebrauchten Bmw 1er quer durch das Dorf und versuche den Kühen das Blut aus den Eutern zu quetschen. (Er lacht kurz auf und schlägt sich mit einer ausholenden Geste auf das linke Knie.) Verzeihen sie mir meine überhebliche Heiterkeit, doch zwingt mich dieses übertriebene und schwächliche Bild der Vampire in der heutigen Zeit zum Scherzen und gleichermaßen zum Weinen.“

-Die Reporterin Eva Schwarz musste sich nach diesem Part des Interviews vorzeitig zurückziehen, um den völlig unaktuellen und uninteressant gewordenen Sprossen, Tomaten und Gurken, die sie an jenem Tag verzehrte, freien Lauf zu lassen. Das Gespräch mit Eduardo Meyer wird in der nächsten Ausgabe weitergeführt. (Wenn zu der Zeit der große rote Stuhl aufgehört hat von der Klokante zu kippen.)-


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