Das Serienpublikum schimpft und jubelt dieser Tage über die bizarre Sondersituation, von gleich zwei großen Fantasystoffen heimgesucht zu werden. House of the Dragon ist eine, vom Autor begleitete, Verfilmung des Buches Fire & Blood aus dem A Song of Ice and Fire-Universum. Rings of Power eine Mittelerdeserie, die auf alles und nichts referiert. Ich schätze diese Informationen reichen aus, um einen berechtigten Verdacht davon haben zu können, welche Serie gerade kontroverser diskutiert wird. Aber warum ist das eigentlich so?
Freitag, 16. September 2022
Meeraufwand
Donnerstag, 15. September 2022
Resilienz, Schmesilienz
Die Welt und die Menschen, die da sind und die Menschen, die nicht da sind und die unerwünschten Veränderungen, die eintreten und die erwünschten Veränderung, die ausbleiben und die schlechten Erinnerungen, die nicht gehen wollen und die guten Erinnerungen, die nicht wiederkehren wollen. Sie alle zusammen vermischen sich und formen die gewaltigste Wolke.
Anfangs durch die vielen Farben von Erinnerungen, Menschen und der Welt durchzogen winden sie sich im bunten Farbenspiel umeinander, rotieren aufwärts und werden dabei immer schneller und immer hungriger. Die Fäden aus samter Watte nähren sich gierig von Wasser, Luft und Leben, reißen alles in ihre hohlen Mägen, gedeihen und wachsen und wachsen, während die Mägen immer größer werden. Ihre Nahrung floriert mit jedem Schritt, jeder Tat, jedem Gedanken und jeder Wahrnehmung.
Weiter, höher bäumt sich die Wolke auf und das Rot will zum Blau, das Lila zum Weiß und jede Farbe sucht sich stetig neue Partner im wildem Sturm der Zeit, so dass am Ende nur ein dunkles Grau verbleibt. Mit einem Knall, dem Höhepunkt erreicht, fällt sie in sich zusammen, weil die Last von hohlen Mägen nicht mehr getragen werden kann. In wenigen Jahren, einem Augenblick, vom prächtigen, farbenfrohen Turm zum grauen Moloch einer fetten und flachen Wolke, die zäh über dem Menschen schwebt und sich kaum vom Fleck rühren kann.
Kaum merklich tippt ihr erster Tropfen auf dem Menschenkopf.
Und dann ein Weiterer.
Es ist und wird immer nur ein Tropfen sein, der zeitgeich aus der Wolke kommt. Die Ersten sind kaum spürbar, die Nächsten werden lästig, die Nächsten der Nächsten offenbaren die Resilienz des Menschen.
Die erste Landschaft, die vor dem Mensch erscheint ist die Akzeptanz. Ein steiler, schier unüberwindbarer Hang, fast so gewaltig, wie die Wolke selbst. Dahinter erstreckt sich weder Erfolg noch eine Ebene. Vielmehr ein Auf und Ab von Bergen, Tälern und Hügeln. So leicht ist es doch durch Achtsamkeit Akzeptanz aufzubauen, muss sich der Mensch doch nur bewusst werden, dass die größte Wolke über ihm steht und es stetig tropft. Wie schwer kann das sein?
Und es tropft.
Hat der Mensch den Hang überwunden und findet sich im mühseligen Land des Optimismus wieder. Hinter einem so steilen Hang kann doch nicht noch einer warten, müssten die Menschengedanken lauten. Immer einen Schritt vor dem anderen setzen, das nächste Tal als Belohnung, den nächsten Berg als endlich ansehen. Zuversicht, im Anbetracht einer endlosen Landschaft und einer gigantischen Wolke, die stets tropft, zu entwickeln, wird der Mensch doch wohl hinkriegen?
Und es tropft.
Der Grundstein für die seelische Widerstandsfähigkeit ist die Selbstwirksamkeit, die sich als gewaltiger, reißender Fluss zwischen ihm und dem Weiterkommen stellt. Der Mensch muss an die eigenen Fähigkeiten glauben. Die Fähigkeit als kleines, erschöpftes Wesen durch etwas schwimmen zu können, das in einer Armlänge mehr Energie vereint, als sein ganzer Körper aufbringen kann. So schwimme du kleiner Mensch, Schwimmen wurde doch jedem beigebracht?
Und es tropft.
Vor völliger Erschöpfung fast zusammenbrechend, kriecht der Mensch an den felsigen Strand seiner Eigenverantwortung. Pitschnass und keuchend wird es doch ein Leichtes sein, sich in dieser Lage nicht als Opfer der Umstände zu sehen, sondern vielmehr als Ursache. Wer diesen reißenden Fluss einst angelegt hat, wird sicherlich auch sein Ufer überwinden können?
Und es tropft.
Tausende Krabben am Strand beißen, klammern und zwicken mit ihren Klauen in die Menschenniere. Er schreit auf vor Schmerz, kann sich kaum noch halten. Zieht sich von Stein zu Stein, von Krabbe zu Krabbe. Vor lauter Leid bemerkt er nicht, dass die Krabben die Landschaft sind, die Netzwerkorientierung. Siehe die, die dir fast deine Bauchdecke durchbohrt haben, doch bitte als Freunde an, die dir Kraft schenken wollen für deine Krise. Ist es wirklich so schwer ihnen freundschaftlich die Klaue zu reichen?
Und es tropft.
Hinter dem Krabbenmeer ersteckt sich endlich die Ebene der Lösungsorientierung. Hier ist der Mensch nun. Diese Beine tragen nicht, diese Armen werden schwer. Kein Baum, kein Strauch, kein Berg, kein Schnee, keine Gras, kein Nichts. Nur flach und Erde. Verwundet und am Ende muss sich doch ein Weg finden, der dem Menschen hilft wieder an Stärke zu gewinnen. Es ist für den Mensch kein Ding der Unmöglichkeit einen Weg hier rauszufinden, oder?
Am Ende ist ein Horizont zu erkennen und der Mensch sackt zusammen, fällt auf die Knie. Schaut sich nach vorn um zum Nichts und zum Horizont. Er ist leer, die Landschaft fühlt sich leer an.
Keine steilen Hänge, Berge, reißenden Flüsse oder Krabben mehr. Aber auch kein Gefühl. Er dreht sich in die andere Richtung und ist versucht umzukehren. Lieber das alles noch einmal durchleben, als das Nichts zu spüren.
Langsam rafft er sich auf und setzt einen Schritt zurück in Richtung Krabbenmeer, als er es endlich realisiert.
Und es tropft nicht mehr.
Mr. K
Sonntag, 11. September 2022
Niemals Spaghetti
So ziemlich jeder Mensch wollte in seinem Leben schon einmal eine Spaghetti sein. Lasst mich gern detaillieren, was so ziemlich jeder Mensch bedeuten soll: so ziemlich jeder Mensch also, der im Leben keine Probleme hat. Keine Probleme zu haben, ist, ich gebe euch recht, genau so undetalliert wie die erste gewagte Aussage. Sie ist, man könnte sagen, ja, problematisch. Vor allem für den Autor, der in dem Fall nun leider ich selbst bin.
Aber hat der Autor deswegen Probleme?
Nein.
Und wollte er in seinem Leben schon mal eine Spaghetti sein?
Nun. Ja, unterbewusst wollte er das sicherlich damals sein.
Wir fragen uns natürlich jetzt warum der Autor problematische Aussagen treffen kann, ohne Probleme zu haben und das obwohl er, wenn man sich mal die alten Einträge auf dieser famosen Blogseite so durchliest, in jedem Fall ein paar Probleme haben muss, denn nur jemand mit viel Fusilli im Gehirn kann sowas bewusst veröffentlichen wollen, ob nun ernsthaft oder ironisch spielt dabei keine Rolle. Ich bring es mal gekonnt auf den Punkt: er hat also Probleme, aber keine Probleme.
Probleme hat jemand, der zum Beispiel im Geburtslotto verloren hat (was übrigens so ungefähr 91% aller Kinder sind, die am Geburtenlotto teilnehmen, was übrigens so 100% der Kinder sind. Quellen hänge ich bewusst nicht an, aber wie man als knorke Socke heute sagen würde: vertrau mir Bruder), oder der am mittlerweile gestrigen Tage vor etlichen Jahren das Unvergnügen hatte, sich in zwei zwillingsgleichen Spaghettipackungen aufzuhalten, die mit fieser Bolognese bestrichen worden, oder jemand der weder sein zugehöriges Pesto noch seine Beilage kennt, oder jemand der im sprudelnden Salzwasser vergessen wurde, nur halb gekocht wurde, auf einer Seite hart und auf der anderen Seite weich ist und damit ungenießbar für die Gesellschaft.
Das ist Pasta mit Problemen. Das sind Menschen mit Problemen.
Hätten wir also ein für allemal geklärt, was Probleme sind und was sie nicht sind. Puh, war ein hartes Stück Rigatoni bis dahin. Kommen wir aber ohne Umschweife zur Kernaussage zurück, die wir aufgrund der jetzt geklärten Nebenaussage viel besser verstehen können.
Hast du also keine Probleme, dann wirst du erstmal als stinknormale Pasta in die Welt gesetzt. Deine Nudelbäcker haben dich natürlich nicht vorher gefragt, ob du das überhaupt möchtest, aber das ist ein Thema für einen anderen Blogeintrag. (Hust, Mr M.). Die Welt oder Gott oder wer auch immer schenken dir ein wie auch immer geformtes teigiges Aussehen und du kannst relativ frei bestimmen, wie du es zu formen gedenkst. Irgendwann im Leben kommt die Zeit, wo man sich mit anderen Teigen messen muss und sich fragt: Warum sind manche Teige anderen Teigen so Farfallen und warum sehe ich eigentlich aus wie ein fettes Stück Tortiglioni Doppla Rigatura?!
Viel besser wäre es doch, wenn ich eine Spaghetti wäre, denn die sind dünn, sie mag absolut jeder und sie schlängeln sich gut durch Münder und, am Wichtigsten, durch die Gesellschaft der Pastaliebhaber. Das ist schön und gut und niemand kann dir vorschreiben welche Form du annimmst, aber wer schaut sich heutzutage noch einen Teller Spaghetti an und schreit vor Verzückung auf was für ein aufregendes Nudelgericht dies doch sei und wie spannend und interessant das ist? Genau, so ziemlich niemand.
Nehmt euch den Rat des Autors an und werdet die Nudel, die ihr schon immer sein wollt und lasst euch nicht sagen, dass ihr als Sedani Rigati nicht gut zu gabeln seid, ihr als Fusilli zu viele Windungen da oben habt oder euch als Tagliatelle in zu viele Sachen verstrickt.
Der Autor selbst identifiziert sich gern als Gnocchi und ist stolz darauf. Auch wenn er selbst Nudel-Gnocchi ziemlich sinnlos findet und eher gern eine Gnocchi di Patate wäre, einfach um mal wieder die besonderste Schneeflocke am Pastahimmel zu sein, weil er nicht aus gewöhnlichem Hartweizengrieß besteht, sondern aus plumpen Kartoffeln.
Aber sei es drum. Vergesst niemals eure frühere Spaghetti und werft nicht jede von ihnen gleich an den Kühlschrank, sondern gebt ihnen die Chance sich zu einem wunderschönen Farfalleschmetterling zu entwickeln.
Mr. K.