Sonntag, 11. September 2022

Niemals Spaghetti

So ziemlich jeder Mensch wollte in seinem Leben schon einmal eine Spaghetti sein. Lasst mich gern detaillieren, was so ziemlich jeder Mensch bedeuten soll: so ziemlich jeder Mensch also, der im Leben keine Probleme hat. Keine Probleme zu haben, ist, ich gebe euch recht, genau so undetalliert wie die erste gewagte Aussage. Sie ist, man könnte sagen, ja, problematisch. Vor allem für den Autor, der in dem Fall nun leider ich selbst bin.
Aber hat der Autor deswegen Probleme?
Nein. 
Und wollte er in seinem Leben schon mal eine Spaghetti sein?
Nun. Ja, unterbewusst wollte er das sicherlich damals sein. 
Wir fragen uns natürlich jetzt warum der Autor problematische Aussagen treffen kann, ohne Probleme zu haben und das obwohl er, wenn man sich mal die alten Einträge auf dieser famosen Blogseite so durchliest, in jedem Fall ein paar Probleme haben muss, denn nur jemand mit viel Fusilli im Gehirn kann sowas bewusst veröffentlichen wollen, ob nun ernsthaft oder ironisch spielt dabei keine Rolle. Ich bring es mal gekonnt auf den Punkt: er hat also Probleme, aber keine Probleme.
Probleme hat jemand, der zum Beispiel im Geburtslotto verloren hat (was übrigens so ungefähr 91% aller Kinder sind, die am Geburtenlotto teilnehmen, was übrigens so 100% der Kinder sind. Quellen hänge ich bewusst nicht an, aber wie man als knorke Socke heute sagen würde: vertrau mir Bruder), oder der am mittlerweile gestrigen Tage vor etlichen Jahren das Unvergnügen hatte, sich in zwei zwillingsgleichen Spaghettipackungen aufzuhalten, die mit fieser Bolognese bestrichen worden, oder jemand der weder sein zugehöriges Pesto noch seine Beilage kennt, oder jemand der im sprudelnden Salzwasser vergessen wurde, nur halb gekocht wurde, auf einer Seite hart und auf der anderen Seite weich ist und damit ungenießbar für die Gesellschaft.
Das ist Pasta mit Problemen. Das sind Menschen mit Problemen

Hätten wir also ein für allemal geklärt, was Probleme sind und was sie nicht sind. Puh, war ein hartes Stück Rigatoni bis dahin. Kommen wir aber ohne Umschweife zur Kernaussage zurück, die wir aufgrund der jetzt geklärten Nebenaussage viel besser verstehen können.
Hast du also keine Probleme, dann wirst du erstmal als stinknormale Pasta in die Welt gesetzt. Deine Nudelbäcker haben dich natürlich nicht vorher gefragt, ob du das überhaupt möchtest, aber das ist ein Thema für einen anderen Blogeintrag. (Hust, Mr M.). Die Welt oder Gott oder wer auch immer schenken dir ein wie auch immer geformtes teigiges Aussehen und du kannst relativ frei bestimmen, wie du es zu formen gedenkst. Irgendwann im Leben kommt die Zeit, wo man sich mit anderen Teigen messen muss und sich fragt: Warum sind manche Teige anderen Teigen so Farfallen und warum sehe ich eigentlich aus wie ein fettes Stück Tortiglioni Doppla Rigatura?!
Viel besser wäre es doch, wenn ich eine Spaghetti wäre, denn die sind dünn, sie mag absolut jeder und sie schlängeln sich gut durch Münder und, am Wichtigsten, durch die Gesellschaft der Pastaliebhaber. Das ist schön und gut und niemand kann dir vorschreiben welche Form du annimmst, aber wer schaut sich heutzutage noch einen Teller Spaghetti an und schreit vor Verzückung auf was für ein aufregendes Nudelgericht dies doch sei und wie spannend und interessant das ist? Genau, so ziemlich niemand.

Nehmt euch den Rat des Autors an und werdet die Nudel, die ihr schon immer sein wollt und lasst euch nicht sagen, dass ihr als Sedani Rigati nicht gut zu gabeln seid, ihr als Fusilli zu viele Windungen da oben habt oder euch als Tagliatelle in zu viele Sachen verstrickt. 
Der Autor selbst identifiziert sich gern als Gnocchi und ist stolz darauf. Auch wenn er selbst Nudel-Gnocchi ziemlich sinnlos findet und eher gern eine Gnocchi di Patate wäre, einfach um mal wieder die besonderste Schneeflocke am Pastahimmel zu sein, weil er nicht aus gewöhnlichem Hartweizengrieß besteht, sondern aus plumpen Kartoffeln. 
Aber sei es drum. Vergesst niemals eure frühere Spaghetti und werft nicht jede von ihnen gleich an den Kühlschrank, sondern gebt ihnen die Chance sich zu einem wunderschönen Farfalleschmetterling zu entwickeln. 

Mr. K.






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