Montag, 14. November 2011

Tiervergegenständlichung.

Oberflächlichkeit...

Sind wir Menschen, die Lebewesen, die an der obersten Spitze der Nahrungskette stehen, uns wirklich dessen bewusst, was wir Würde nennen können oder vielleicht sogar Menschlichkeit? Dürfen wir so etwas als positive Eigenschaft deklarieren, haben wir das Recht dazu unsere Art als fortschrittlich bezeichnen zu können und derweilen leicht belustigt den Kopf über die Dümmlichkeit mancher tollpatschig erscheinender Tiere zu schütteln?
Wir essen totes Fleischgewebe, welches in chemieverseuchten Folien eingeschweißt und mundgerecht im Regal des Kapitalismus auf hungrige Mägen einer Luxusgesellschaft wartet. Das einstmalige Tier würde sich als Dank tausendfach in den Mägen der Menschen erbrechen, wenn es denn könnte. Aber darum geht es nicht. Tiere haben keinen Willen, sind nicht fähig dazu Wünsche zu äußern oder sich über irgendetwas zu beschweren. Deshalb erscheint es auch einfach, den Bruder des süßen kleinen Kaninchens, das von den Kindern im Käfig, welcher sich im eigenen Kinderzimmer befindet, betätschelt wird, im selben Augenblick auf dem Tisch anzurichten und ein Festmahl anzukündigen, da niemand je das Tier zuvor gesehen hat, geschweige denn es selbst schlachten musste.
Würde man den Hasen der Kinder mit einer Axt den Hals vom Rumpfe schlagen, sodass der Kopf mit den niedlich-länglichen Ohren in den Wassernapf plätscherte, sie wären weitaus mehr als traumatisiert und könnten das nicht annähernd begreifen und verstehen. Es wäre eine kranke, bestialische und abartige Handlung, die ein normaler, vernünftiger Mensch niemals vollkommen erfassen kann – und doch ist sie Normalität.

Normalität ist es, in verrotteten Käfigen geboren zu werden, eingepfercht in eine kleine dunkle Halle, in der es so laut ist, dass das Trommelfell zu zerplatzen droht, wo sich Leiber an Leiber drängen, Schreie durch Maschinenlärm erdrückt werden und die Hilferufe in Röcheln übergehen. Eisengitter, Metallstäbe, Krallen, Hufen, Schnäbel, Hörner spießen in deine nie von Sonnenlicht berührte Haut und zeichnen Narben, die niemals heilen werden, gestörte Artgenossen rennen dich nieder, der Stärkere bleibt oben, das Schwache verkümmert zuckend, erstickend am Boden unter einer Decke aus Tritten und unerträglichen Gewicht, welches deine Knochen zermalmt und dir die Luft aus deiner Lunge presst. Öffnen sich die Pforten dringt so grelles weißes Licht an deine Augen, das sie fast zu erblinden drohen, bevor du merkst, wie Hände, große fahrende Gerätschaften mit Schaufeln oder Peitschenhiebe dir den Weg in das vermeintliche Licht zeigen, wie die toten Leiber unter dir wie Dreck weggeworfen werden. Erbärmlich hilflos läufst du über Rampen, fällst bei jedem zweitem Schritt, da dir niemals jemand lehrte wie du gehen musst und wirst unter Schmerzen nach oben getrieben, eine Stütze aus Leid klemmt man dir unter den fetten Körper, die dich trägt, weil du nicht anders kannst.
Als du den ersten Schritt nach draußen wagst, fährt dir sanfter Wind über die Haut, lässt dich zum ersten Mal das Leben spüren, über dem Gestank der Verwesung hängt noch ein lieblicher Duft der Freiheit, der sogleich im nächsten Augenblick zerschlagen wird. Große weiße Gestalten mit Schläuchen und Zangen nähern sich, treiben die Leiber mit Schockgeräten zusammen, schlagen auf die Köpfe, den Rücken, den Hals, damit sie nicht mehr vor Schmerzen schreien und sich endlich bewegen. Einzeln werden sie in einen abgetrennten Bereich geführt, ein eigenartiges Gerät wird an die Schädel der Auserwählten gepresst, bevor es sich mit einem Ruck entlädt und ein Bolzen durch das Gehirn schießt, der das Blut in roten fülligen Bächen über den Boden verteilt. Unkontrolliert sackt der Leib zusammen und einzelne Stöße fahren durch die Gliedmaßen - beide Augen weit aufgerissen. Unverständnis.
Du spürst, wie der Lebenswille aus deinen Körper entweicht und du starr und bewegungslos auf deine Erlösung wartest. Du willst das nicht mehr sehen, es existiert gar nicht, nein … das kann nicht die Hölle sein, es ist so viel ekelerregender und grausamer, wie es sich ein Mensch nicht vorstellen kann.

Irrelevant mit welchen Argumenten man einer Tatsache widersprechen mag. Es ändert rein gar nichts an der Wahrheit. Wenn Blindheit, Sturheit und Dummheit unter einen einheitlichen Begriff zusammengefasst werden könnten, dann unter „Menschlichkeit“. Genau das ist es worum es geht. Solange Menschen morden, quälen und Leid aus nichtigen Gründen, Egoismus und Bequemlichkeiten heraus verbreiten, solange kann man nichts Gutes für die Menschheit empfinden.
Jeder der diese Wahrheit nicht erkennen will, gehört zu den Menschen, die die Welt erst recht nicht braucht. Sie alle sind wertlos.
Menschen sind Tiere. Tiere sind keine Menschen, sonst hätten sie sich schon längst alle umgebracht.


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