Donnerstag, 3. November 2011

Missverstanden


Vorhang auf für eine "Sternstunde deutscher Lyrikgeschichte" wie Dän sagen würde. Dieses Gedicht ist so vieles, aber vor allem schlecht. 


Tod
war immer nur das Wort
das man nicht schreiben kann
Als Lyrik gänzlich unverstanden
die an unsere Ohren drang
Was sie als unreal und falsch befanden
In dieser Welt mit Trotz begann

Beschwipst vom Schnaps
Vom Leben genatzt
Ein Bisschen deprimiert
Weil Hass sich deklariert
steh ich hier auf meinem Stuhl
In den Augen eine Nadel
In der Kehle eine Gabel
Strick und Knarre ganz passabel
In gewisser Hinsicht komfortabel
Ganz fest umklammert
Ist der Tod ganz variabel
Bloß die Alte hat gejammert

Jetzt steh ich hier in Siegerpose
Blind und voll und halb verblutet
In den Händen eine Rose
Bux und Schlüpfer sind geflutet

„Das Weib schreit ja immer noch“

So beug ich mich
über sie vor
Und kotz gleich los
aus vollem Rohr
Sie schreit und brüllt und kreischt verwegen
Heult und hasst und zickt deswegen
Sie flucht und wütet, ist dagegen
Ich zieh die Knarre überlegen

„Peng“

Und bewundert ich einmal
die hübsche Struktur
Verteilt sich der Kopf
 nun vornüber auf dem Flur

„Oh mein Gott“

Ich dreh mich um
Und da steht ganz fix und erbost mit der frommen Natur eines Luther
Wie vom Donner gerührt, ins Mark empört, total verstört, ihre Mutter
Sie zögert nicht und ist schon erpicht
Mich meiner Glieder zu berauben
Sie zieht ihr Messer und lachhaft ist
Dabei ihr Gesicht
doch ists für den Glauben
Sie sticht und sticht in voller Ekstase
Und schlägt mir dabei
volle Kanne auf die Nase
Sie drischt nur knapp am Ohr vorbei
Und ich frage mich
Hass oder nur liebliche Rangelei?

„Vergehe Satan“

Jetzt wird’s mir zu bunt
Und weil sie trollt
Halt ich ihr den Colt
Direkt in den Mund

Irgendwas will ich noch sagen
Sowas wie „der Herr hats genommen“
Doch dann löst sich Schaft von Kragen
Und ihr Geschwätz ist auf immer verglommen

„Kind?!“

Ich drehe mich um
Und da steht, als hätt ichs nicht geahnt, unter der Perücke. Die Frau mit dem nervigen Klang
in der Stimme. Ist die gutgläubige, klavierspielende Suppenoma von neben an
Pseudonett und so gar nicht der eklatanten Situation, dem Hass bekannt
Hält sie wie immer, süffisant, diesen bescheuerten Teller Suppe in der Hand

Diesmal zögere ich nicht
Und beförder sie in leichter Willkür
Einfach mal ganz schlicht
Mit zwei Schüssen
Rückwärts vor die Tür
Wo ihr doch schon etwas pikiert
Die Schwerkraft auf den Stufen zum Verhängnis wird
Ich werf mich auf die Knie und ruf „Mein Gott“
„oh Kind“
„wer stört noch bevor ich endlich meinen Frieden find“

Da landet plötzlich ein Rabe ganz elitär
auf meiner Fensterbank
und krächzt fast familiär
in düsterem Flair
ein dummes „Nimmermehr“ daher

Rasend vor Wut und in Hoffnung auf endlichen Frieden
Mach ich das Tier zum bleigefüllten Futter für die Fliegen

„Peng, Peng…“

Poe hats gegeben
Poe hats genommen
Wenn auch verlegen
Unten die Nonnen
Fühln sich doch verwirrt
Als er fallend vom Fenster herab
Christis neue Haube wird 

Und schon schrein und kreischen sie hektisch umher
Gestresst vom Medium undankbarer Gegenwehr
Entscheid ich mich kurzerhand für das Gewehr
Doch übernimmt den Dienst schon der Verkehr
Der sie viel mehr und nicht von Ungefähr
So konstant ihr Engel auch singt
Zur Heimkehr in den Himmel zwingt

Und da Gewalt daneben ist
Derlei Lyrik niemand vermisst
Der Mob in graziler Selbstjustiz
Das öde Banausenpack
Und ich keine Einfälle mehr hab
Endet dieses Wunder
Für euch war es Plunder
Für mich Holunder
Deutscher Sprache
In seiner schmierigbrauen Laache
So viel weiter oben
Dafür aber ungelogen
Auf imaginärem Papier
In schmieriger Tinte
Mit Vaters Flinte
Genau hier

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