Montag, 2. Januar 2012

Silvia wird 12 - oder der Post mit dem schlechten Wortspiel in der Überschrift



Ich schwöre, prinzipiell hatte ich mir schon vorgenommen etwas zu scheinheiligen Neujahresvorsätzen zu schreiben. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch der auf dieses schönere Wort für „vertratschen“ reinfällt, insofern passt das auch ganz gut, an dieser Stelle.

Jaja, genau so sieht’s aus.
Silvester ist ein einziger guter Vorsatz, der in seiner Umsetzung schon deshalb kein Gewicht hat, weil es jedes Jahr wiederkommt.  

Vorsätze sind die alten Marmeladengläser im Keller von Zwei-Zimmer-Wohnungen (die logischerweise gar kein Untergeschoss haben und an dieser Stelle lediglich einer weiteren immobiliaren Stussmetapher dienlich sein sollen, blabla). Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Zwei-Zimmer-Wohnungen. Bestimmt sind da eine Menge große Künstler groß geworden (das ärmliche Elternhaus ist ja schließlich schon längst das bessere "aus gutem Hause"). „Gespenster“ wie Carl Spitzweg vermutlich sogar noch in ruchloseren Unterschlupfen.
Aber ich laufe in Gefahr, mich in billigen Ikeafloskeln zu verstricken, - Silvester.  
Marmeladengläser, Süße konservierte Vorsätze, wie wir sie jedes Jahr wieder hervorholen um vom lieblichen Geschmack der Veränderung zu kosten...
Oder auch nur zu träumen, denn der Mensch hat allgemein ein Faible dafür Dinge haltbar zu machen. Haltbar und im Idealfall unangetastet zu lassen, bis man "irgendwann mehr Zeit dafür hat" - mehr Zeit: man stelle sich den, an Lungenkrebs leidenden älteren Herrn vor, teilnahmslos in Richtung der hässlichen Muster seiner gelblichen Tapete schielend. Während sein Hausarzt (wir sind so kulant) neben seinem Bett steht und ihm Diagnose und Todeszeitpunkt nennt.
In solchen Situationen fragt man sich dann doch, welche Marmelade noch im Keller steht. Und die Antwort ist so simple wie für besagte Person frustrierend.
Erdbeere, Brombeere, Stachelbeere, Heidelbeere, Kirsch, Quitten, Pflaumen, Hagebutten und ein großes Glas Apfelmus. Dumm gelaufen...

Wir schaffen uns Vorsätze um uns von der Gegenwart abzulenken. Wir sehen ins Jahr 2012 und sagen „dieses Mal“... (14)
Was du heute kannst besorgen das verschiebe stets auf... weg.
An unser Silvestergeschwafel angepasst, müsste der Spruch sowieso eher „Auch mit Zwischenzeit wird’s keine Dringlichkeit“ (oder so) lauten.

Mein einziger Vorsatz für 2012 war übrigens, diesen Text  zeitgerecht zu verfassen. Anderweitig habe ich fehlerfreies Geschöpf auch keine guten Vorsätze nötig, aber lasst euch das trotzdem eine Lehre sein.

In diesem Sinne, wünsche ich einen von schlechtem Gewissen befreiten Einstieg ins Jahr 2012
(Indem wir wohl auch nur im Kontext: Weltuntergang, auf sowas wie Veränderung hoffen sollten).